14.01.2019 – Presseschau: «KI? Einfach mal ausprobieren» (Service Today 05/2018)
In der aktuellen Service Today (Mitgliederzeitschrift des deutschen Kundendienstverbandes KVD) berichtet Michael Braun vom Medienhaus Waltrop über einen Vortrag, den Knut Krummnacker, Business Development Manager und Prokurist der INS Systems, auf dem 38. KVD Service Congress gehalten hat. Wir veröffentlichen diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung des KVD.
KI? Einfach mal ausprobieren…
Neuronale Netze, Roboter und 3D-Druck – auch im Service schwirren in der letzten Zeit vermehrt IT-Modebegriffe wie diese durch die Diskussionen. Die Hemmschwelle, diese Technologien für den eigenen Service zu entdecken und zu entwickeln, ist oft gross. Dass das gar nicht so schwer sein muss, zeigte Knut Krummnacker von der INS Systems GmbH. Er hat‘s einfach mal ausprobiert.
Eigentlich ist dieser Bereich gar nicht Knut Krummnackers Sache. „Ich bin Diplom-Sozialarbeiter“, scherzte er zu Beginn der Fachsequenz mit Blick auf seine akademische Erstausbildung. Aber: Dieser Satz zeigt schon, worauf Krummnacker eigentlich hinaus wollte: Neuronale Netze, Roboter und andere Technologien sind in der heutigen Zeit schnell entwickelt und beherrschbar- ohne grosses Vorwissen. Wie er das umgesetzt hat, stellte er in seinem Fachvortrag vor:
Er funktionierte einen Teil seiner Wohnung zum Experimentierlabor um – hier sollte eine Plattform für neuronale Netze mit Robotersteuerung entstehen. Für Krummnackers Plan stand am Anfang eine Literaturrecherche. „Die nächsten Schritte waren relativ einfach und mit ein bisschen Recherche gut zu stemmen“, sagte er. Er schaffte sich einen kleinen Spielzeugroboter namens Cozmo an, der über eine vergleichsweise einfache Programmiersprache (Python) programmiert werden konnte. „Mein Ziel war, dass er ein Kinderspiel lernen sollte“, beschrieb Krummnacker und suchte sich das Spiel Memo aus, bei dem der Roboter die Bilder auf den Spielkarten erkennen und zuordnen lernen sollte. Die notwendigen Bestandteile kaufte sich Krummnacker nach und nach zusammen. „Alles nicht teuer und frei verfügbar“, sagte er. Weitere Teile stellte er selbst über einen 3D-Drucker her, den er für rund 350 Euro kaufte. Die CAD-Software Tinkercad war kostenlos verfügbar, im Internet fand er mit Thingiverse eine Plattform für entsprechende 3D-Modelle, die er in sein CAD-Programm einspeisen konnte.
Dann ging‘s ans Trainieren des Roboters. Etwas über 1.500 Trainingsdatensätze und 272 Testdatensätze waren notwendig, um ein neuronales Netz mit einer Fehlerquote von 2 Prozent zu berechnen. „Es war erstaunlich, wie einfach das war und wie gut selbst ähnliche Abbildungen aus Memo erkannt wurden“, sagte er. Am Ende war der Roboter einsatzbereit. „Jetzt muss alles nur noch optimiert werden“, sagte er. Da der Roboter zum Beispiel mit einem zusätzlichen Akku ausgestattet ist, wurde er bald zu schwer, so dass er sich auf dem Spielfeld nicht mehr adäquat bewegen konnte.
„Was das Experiment aber gezeigt hat: Es ist erstaunlich, wie viel man im Bereich der neuronalen Netze bewegen kann – mit wenig Vorkenntnis und vergleichsweise geringem Budget.“ Rund 1.200 Euro hat Knut Krummnacker insgesamt für dieses Projekt eingesetzt. „Die Technologie ist sozusagen angekommen in den Wohnzimmern, und ich kann Unternehmen nur raten, solche Wege zu gehen. Man kann auch mal Mut zur Lücke haben und einfach ausprobieren. Der Ressourceneinsatz ist überschaubar, der Erkenntnisgewinn und die Zukunftspotenziale aber enorm“, schloss er.